Gespräche
Gespräch mit Tobias Lamers
28. November 2023
Christoph
Christoph: Wie heißen Sie?
Tobias Lamers: Das ist einfach zu beantworten. Seit 45 Jahren heiße ich Tobias Lamers.
Christoph: Wo haben Sie gearbeitet, bevor Sie zur IGL gekommen sind?
Tobias Lamers: Bevor ich zur IGL gekommen bin, war ich bei der evangelischen Stiftung Lühlerheim. Das ist in Schermbeck und ist eine Einrichtung für wohnungslose Menschen und Altenpflege. Dort war ich 1 ½ Jahre als kaufmännischer Leiter tätig und habe neue Preise verhandelt und Projekte zur Weiterentwicklung/Digitalisierung durchgeführt.
Davor war ich beim Spitzenverband der Diakonie hier in Düsseldorf. Dort habe ich den Bereich der Eingliederungshilfe geleitet.
Davor war ich bei der evangelischen Stiftung Hephata in Mönchengladbach. Das ist ja auch ein großer Träger der Eingliederungshilfe. Da habe ich Personalarbeit gemacht. Also eingestellt und vieles mehr. Gearbeitet habe ich dort vor allem für die Mitarbeiter:innen der Werkstätten für Menschen mit Behinderung
Christoph: Wie war Ihr schulischer Werdegang?
Tobias Lamers: Also ich bin erst zur Grundschule gegangen. Da ich damals nicht der fleißigste war, habe ich danach die Hauptschule besucht und nach 10 Jahren meinen Hauptschulabschluss gemacht. Auf der Handelsschule habe ich meinen Fachoberschulabschluss gemacht und später bin ich auf die höhere Handelsschule gewechselt, um mein Fachabitur zu erlangen. Mit meiner Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann und dem Zivildienst hatte ich dann alles zusammen, um Sozialwirtschaft an der Hochschule Niederrhein zu studieren.
Christoph: Das klingt alles sehr abwechslungsreich. Wer ist Ihre Familie?
Tobias Lamers: Ich habe noch beide Eltern und eine Großmutter, dazu zwei „kleine Geschwister“ – einen Bruder und eine Schwester.
Meine Partnerin hat zwei Kinder, die sind beide schon 15 - Zwillinge. Und ich selber habe eine Tochter, die ist neun. Und so leben wir zusammen als Patchworkfamilie hier in Düsseldorf.
Christoph: Gibt das manchmal mit den drei Kindern Reibereien?
Tobias Lamers: Wir haben total liebe Kinder - die machen uns kaum Sorgen. Es ist ehr umgekehrt, ich meine, dass sie etwas zu lieb sind und manchmal mehr Rabatz machen müssten. Ich befürchte, dass die Kinder durch Corona ein wichtigen Teil Ihres Lebens verpasst haben.
Christoph: Ja, das hat leider viel kaputt gemacht. Was ist Ihr liebstes Hobby?
Tobias Lamers: Oh – ich habe so viele, aber ich würde sagen das Programmieren.
Christoph: Können Sie das denn selber, sodass auch Programme oder Spiele rauskommen?
Tobias Lamers: Ja schon. Ich habe meinen ersten Computer vor 35 Jahren bekommen. Seitdem hat mich das nicht mehr losgelassen. Ich mache das tatsächlich zur Entspannung. Da funktioniert immer alles. Man schreibt ein Programm und am Ende kommt das raus, was man eingegeben hat. In anderen Lebensbereichen ist das ja meistens nicht so.
Christoph: Was ist Ihr größter Traum im Leben?
Tobias Lamers: Zufrieden sein. So, wie es grade ist, kann es gerne bleiben.
Christoph: Wie waren Ihre ersten Wochen hier bei der IGL?
Tobias Lamers: Intensiv und sehr schön. Ich kenne die IGL schon länger, deshalb wusste ich, was die IGL macht. Auch PIKSL kannte ich schon vorher und hatte ein gutes Bild im Kopf. Und das Schöne daran ist: Als ich hier ankam, habe ich das genauso wiedergefunden bzw. erlebt. Ich finde den Umgang miteinander großartig und wie alles von der Idee getrieben ist, sich immer wieder zu verbessern. Sowas wie das Parti Team, die KVI, das Bedarfsermittlungsteam, die Ehrenamtlichen im PIKSL-Labor. Das ist etwas Besonderes, das gibt es nicht überall. Die ganze IGL hat eine ganz tolle Kultur.
Christoph: Was ist denn Ihre Vision für die Zukunft der IGL?
Tobias Lamers: Ich möchte bewirken, dass wir unsere Ideen des Zusammenlebens mehr unter die Leute bringen. Als einen der nächsten Schritte will ich das Thema Teilhabe am Arbeitsleben stärker in den Fokus nehmen. Und dass wir unsere Angebote ausweiten können. Also nachhaltig wachsen, sich nachhaltig immer wieder neu erfinden und weiterentwickeln. Und dass wir mehr Teilhabe schaffen. Ich glaube, dass wir auch ein Vorbild für andere sein können. Das allergrößte Ziel wäre natürlich, dass bei dem Wort „Menschen mit Behinderung“ die Behinderung keine Rolle mehr spielt. Dass es darum geht, dass man eine Assistenz benötigt, je nachdem, was man braucht. Aber dass die Behinderung keine Rolle mehr spielt. Aber das ist natürlich eine sehr große Vision und da muss sich ja gesellschaftlich ganz viel verändern.
Christoph: Das wäre schön. Was möchten Sie mit der IGL erreichen im Bereich Beruf für Behinderte auf dem ersten Arbeitsmarkt?
Tobias Lamers: Ein Arbeitsangebot als „Anderer Leistungsanbieter“ oder angemessene Arbeitsplätze mit Assistenzbedarf (Stichwort „Budget für Arbeit“) zu schaffen. Es ist schwer sich für den richtigen Weg zu entscheiden. Doch wenn wir weiterhin so gut sind, wie wir sind, werden wir das in der IGL auch weiter ausbauen können.
Christoph: Wie finden Sie leichte Sprache?
Tobias Lamers: Ich wünschte ich könnte es besser, Ich finde unsere Sprache wird immer komplizierter und daher ist die Anwendung leichte Sprache so wichtig, damit niemand ausgeschlossen wird.
Christoph: Alles klar, vielen Dank für das Interview.